05 Juni 2025

Interview mit Monika Augustin anlässlich des Release von Hannes und Greta

 

 



 

 

Ihr Lieben, heute habe ich Monika Augustin als Gästin bei mir, ich möchte ihr ein Paar Fragen zu ihrer neuesten Märchenadaption und zu Adaptionen generell stellen.

Swapnix: Hallo Monika, bitte stell dich doch kurz den Lesenden vor, welche dich vielleicht noch nicht kennen.

Monika: Hi zusammen! Ich bin Monika, 43 Jahre alt, Mutter einer Tochter und Mitbewohnerin eines Katers. Im Hauptberuf arbeite ich als Prozessmanagerin im globalen Marketing eines Maschinenbauunternehmens. Als Teenager wollte ich Fantasy-Autorin werden, aber stattdessen habe ich mit dem Schreiben länger pausiert. Den Weg zurück zum Schreiben habe ich durch eine witzige Frage meiner Tochter gefunden – so kam mir die Idee zu meinem Kinderbuch.

Swapnix: Wir sprechen heute über deine Jugendbuchreihe „Legends Remastered“. Mit „Hannes und Greta“ erscheint nun schon deine 2. Märchenadaption für Jugendliche und Märchenfans. Worum geht es grob und weshalb hast du gerade dieses Märchen ausgesucht?

Monika:  Wie im Originalmärchen verirren sich in meinem Buch zwei Geschwister und suchen den Weg zurück nach Hause – aber in unserer realten Welt ohne Magie. Jedes Element aus dem Originalmärchen habe ich sorgfältig in die heutige Realität übertragen. Weil eine Stiefmutter heute kaum Kinder aus dem Haus jagt, musste ich andere, realistische Gründe finden, warum die Kinder fortgehen – statt einer einzelnen Person sind es Vernachlässigung und Lieblosigkeit, die die Kinder von zuhause forttreiben.

Swapnix: Dieses mal ist die Gesichte wirklich nichts für zarte Gemüter, Hannes und Greta erleben wirklich schlimme Dinge während ihrer Zeit auf der Straße, weshalb war es dir so wichtig, diese Ereignisse so deutlich zu schildern?

Monika: Lässt man mal die Zuckerstangen weg und denkt darüber nach, ist das Originalmärchen „Hänsel und Gretel“ schon grausam. Ausgesetzt im Wald, Hunger, Gefangenschaft bei einer Kannibalin. Und ähnlich schlimmes passiert auch heute, auch bei uns. Ich habe mir beim Schreiben viele Gedanken gemacht, wie explizit ich diese Realität darstellen möchte. Und mich entschieden, schlimme Dinge eher anzudeuten statt auszuschreiben. Vieles bleibt zwischen den Zeilen, zum Beispiel das Alkoholproblem des Vaters – das macht es für Erwachsene oder Betroffene nicht weniger bedrückend, aber lesbar für Jugendliche.

Swapnix: Wie hast du die Recherche zum Buch betrieben?

Monika: Ich habe viel gelesen, online recherchiert und in Mediatheken Dokus über obdachlose Jugendliche gehört – auch aus dem deutschsprachigen Raum. Besonders hilfreich waren Gespräche mit Menschen aus dem sozialen Bereich, etwa mit Mitarbeitenden der Caritas, die täglich mit Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen zu tun haben. Direkten Kontakt zu obdachlosen Jugendlichen hatte ich nicht. Ich schreibe als Hobbyautorin und hatte zu großen Respekt davor, in echte, verletzliche Lebensgeschichten einzutauchen.

 

Swapnix: Was ist für dich die wichtigste Botschaft deines Buches?

Monika: Für mich sind es zwei zentrale Themen. Zum einen: Auch in einem wohlhabenden Land wie Deutschland wachsen Kinder unter prekären Umständen auf – oft unbemerkt und ohne Lobby. Nicht jede Kindheit ist heil, nicht jede Familie ist sicher. Solche Realitäten sollten in Jugendbüchern einen Platz haben – damit Betroffene sich wiederfinden und sichtbar werden. Zum anderen geht es mir mit dieser Geschichte um Mut, Hoffnung und Selbstwirksamkeit. Greta ist ein Kind, das nicht aufgibt, auch wenn sie sich sehr oft machtlos fühlt. Sie ist leise, ängstlich, aber voller innerer Stärke. Ihre Geschichte soll Mut machen – wir können uns selbst retten.

 

Swapnix: Bist du der Meinung, dass Märchen noch immer wichtig sind, und falls ja warum?

Monika: Ja, unbedingt. Märchen überdauern nicht ohne Grund Jahrhunderte. Sie transportieren tief verwurzelte Wahrheiten, moralische Fragen, Hoffnungen und Ängste, die uns bis heute betreffen. Märchen helfen Kindern (und auch Erwachsenen!), komplexe Themen wie Gerechtigkeit, Angst, Mut oder Verlust zu begreifen – in einer symbolischen Sprache, die Kopf und Herz gleichzeitig erreicht. Märchen erzählen vom „Gefahr erleben und heil wieder herauskommen“ – das ist eine unglaublich kraftvolle Erfahrung für junge Leser*innen.

 

Swapnix: Wenn du sie adaptierst, was genau änderst du dann und warum findest du es wichtig, sie anzupassen?

Monika: Märchen handeln von universellen, menschlichen Themen. Aber sie wurden in einer Zeit aufgeschrieben, in der andere gesellschaftliche Normen und Rollenbilder galten. Ich übersetze Märchen in unseren heutigen Kontext und baue daraus eine Geschichte, die in unserer Zeit funktioniert. Das bedeutet manchmal auch, klassische Rollen neu zu denken. Zum Beispiel: Wenn ich je „Schneewittchen“ adaptieren sollte, würde ich den Prinzen wahrscheinlich gar nicht mit einer Person besetzen, sondern eher mit einer starken inneren Entwicklung der Protagonistin. Frauen brauchen nämlich keine Prinzen (mehr?), sie sind ihre eigenen Heldinnen.

 

Swapnix: Welches ist dein Lieblings Märchen und welches würdest du dir am ehesten als nächstes vornehmen um es zu adaptieren?

Monika: Mein Lieblingsmärchen ist „Die Gänsemagd“. Eine Prinzessin wird verraten und gezwungen, ihr Leben mit dem ihrer Magd zu tauschen. Dabei spielt ein sprechender (!) Pferdekopf (!) eine wichtige Rolle. Ich arbeite gerade an dieser Geschichte – es wird eine Pferdegeschichte mit starken Emotionen und ganz viel innerem Wachstum. Der Plot steht schon, und ich freu mich schon selber darauf, die fertige Geschichte vor mir zu haben.

Swapnix: Liebe Monika, ich danke dir sehr für dieses spannende Gespräch und wünsche Hannes und Greta viele begeisterte Lesende!

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(Quelle Autorinnenfoto: Monika Augustin)

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